Das Ziel vor Augen
Wozu das Ganze? Warum mache ich das eigentlich? Derartige Fragen werden laut, wenn der eigene Weg von Niederlagen oder Enttäuschungen gesäumt ist und ein greifbares Ziel unerreichbar erscheint.
Es ist erwiesen, dass wir Menschen Ziele brauchen, um Durststrecken und die “Mühen der Ebene” zu durchlaufen. Der Blick auf das zu erreichende Ziel hilft mir, die gegenwärtig lauter schreiende Niederlage zu relativieren. Es motiviert mich, zu wissen, was ich erreichen möchte, wenn ich im Moment mehr Dunkel als Licht sehe. Durchhalten ist angesagt. Und dieses Durchhalten müssen braucht es in so vielen Lebensbereichen. Der Sportler kennt das genauso, wie der Arbeiter, der im Beruf Aufträge abarbeitet. Jene, die ihre Angehörigen pflegen, müssen genauso durchhalten wie die Eltern, die ihre Kinder erziehen. Jene, die von den Schrecken des Krieges in der Ukraine ereilt wurden und nun schon über ein Jahr lang unter den Bedingungen des Krieges aushalten müssen, brauchen es auch, Durchhalten zu können.
Dabei fragt sich natürlich auch: Was sind denn eigentlich die Ziele, die mir helfen im Strudel des Alltags den Boden unter den Füßen zu behalten? Wozu das Ganze?
Als Jesus im Garten Gethsemane kurz vor seiner Gefangenennahme stand, die dann zu den Verhören, zu Folter und Geißelung und schließlich zur Kreuzigung führten, da brauchte er Hilfe zum Durchhalten. Es heißt, dass Jesus Blut und Wasser geschwitzt hat. In dieser Situation bittet Jesus den Vater, dass das Schwere an ihm vorbeigehen solle, wenn es Gottes Willen entspräche. Das Ziel war für ihn in dieser schweren Stunde, dass Gottes Wille geschieht. Tun, was Gott will, das war für ihn der Antrieb, der ihn dann erdulden ließ, was Menschen mit ihm taten. Er war menschlicher und satanischer Willkür ausgesetzt und weigerte sich dennoch nicht, zurückzuschrecken, sondern ging den Weg ans Kreuz.
Wozu hat Jesus das getan? Paulus schreibt es in einem Satz an die Gemeinde in Rom im 14. Kapitel: Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende. Das ist das große Ziel. Jesus hat sich dahingegeben in den Tod und wurde am dritten Tag auferweckt, damit er Herr sein kann über Sünde, Tod und Teufel, ja damit das Leben triumphiert. Das hat Jesus vor Augen in seiner schwersten Stunde. Deshalb ist sein letzter Satz, den er als Mensch unter Menschen spricht: Es ist vollbracht. Alles künftige redet Jesus als Auferstandener.
Jesus ist Herr! Das bekennen wir nicht nur zu Ostern. Das dürfen und sollen wir bekennen zu jeder Zeit und in allen Umständen. Und das hilft uns auch weiter zu sehen, als unsere Niederlagen und Schwierigkeiten uns begrenzen. Jesus ist Herr! Auch in den tiefsten Tiefen menschlicher Existenz ist dieses Bekenntnis wahr und gültig. Jesus ist Herr!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest!
Ihr Pfarrer Frank Trommler