Andacht Februar-März - Du bist ein Gott, der mich sieht

Du bist ein Gott, der mich sieht - Andacht zur Jahreslosung 2023

„Gott sieht alles!“ – das ist ein Satz, der in der Erziehung früherer Zeiten eine unheilvolle Rolle gespielt hat. Denn oft wurde er verwendet, wo die eigenen erzieherischen Fähigkeiten der Eltern an ihre Grenzen kamen und dann „der liebe Gott“ herhalten musste.

Evangelium“ heißt aber „frohe Botschaft“. Darum ist uns, wenn wir von Jesus Christus her denken und glauben, schlichtweg nicht erlaubt, aus dieser Frohbotschaft eine Drohbotschaft zu machen. Als Christen über Gott reden heißt, von der Liebe Gottes zu reden.

Mit Blick auf die diesjährige Jahreslosung will ich daher einen anderen Satz aus Kindertagen zum bildlichen Vergleich nutzen: „Mama, guck mal!“ Wie unglaublich stark ist das Bedürfnis von kleinen Kindern, gesehen zu werden, bei dem, was sie schon können. Papa, guck mal! Wir wollen gesehen werden. Und das nicht nur in der Kindheit – es hört auch später nicht auf und es gibt kaum eine größere Verletzung in unserem Leben, als wenn man uns ignoriert, missachtet oder übersieht.

Die Jahreslosung 2023 „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ steht im Alten Testament. Gleich im 1. Buch Mose in Kapitel 16 finden wir die Geschichte einer Frau namens Hagar. Hagar hatte erlebt, was es heißt, nicht gesehen zu werden; was es bedeutet, als Person nicht beachtet und links liegen gelassen zu werden: Sie war Frau, Ausländerin und Sklavin. Damals also gleich dreifach stigmatisiert. Als Sara, die Ehefrau Abrahams, keine Kinder bekam, musste Hagar hinhalten, um Abraham einen Nachkommen zu schaffen. Und tatsächlich gebar sie ihm einen Sohn namens Ismael. Doch das führte nicht etwa dazu, dass ihr Ansehen (ein spannendes Wort in diesem Zusammenhang) wuchs, dass man sie endlich sah, sondern es kam zu einem eifersüchtigen Streit zwischen Sara und Hagar. Dieser hatte zur Folge, dass Hagar mit ihrem Baby Ismael buchstäblich in die Wüste geschickt wurde.

Aber Hagar machte die Erfahrung, dass sie selbst in der Wüste – in der tiefsten Einsamkeit, Leer, Ausweglosigkeit – nicht allein ist. Gott ist mit ihr. Er sieht sie. Er spricht sie an! Bemerkenswert: Hagar ist nach der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies die erste Frau in der Bibel, zu der Gott spricht und die dann auch mit Gott spricht. Sie formuliert ein Gebet, ja ein Bekenntnis. Sie gibt Gott einen Namen, den die Israeliten auch später noch verwenden: El Roi, der „Gott, der mich sieht“. Der Gott, für den ich wertvoll bin. Der Gott, der mich auch dann sieht, wenn alle anderen mich ignorieren, missachten und übersehen.

Das ist auch für uns eine Frohbotschaft: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Amen.

Im Namen aller Mitarbeiter des Christuskirchspiels wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Jahr 2023, Ihr Pfarrer Markus Großmann

 

 

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